Grundbesitzverhälnisse in den Ämtern Brandenburg und Balga

In der Reihe der vom Herder Institut veröffentlichten ‚Wissenschaftlichen Beiträge zur Geschichte und Landeskunde‘ erscheint 1975 auch das Buch von Wilhelm Guddat: ‚Die Entstehung und Entwickluung der privaten Grundherrschaften in den Ämtern Brandenburg und Balga (Ostpreußen)‘.

Die Ämter Brandenburg und Balga liegen in den ehemals prußischen Gauen Natangen und Warmien. Sowohl Natangen als auch Teile von Warmien sind bereits beim Eindringen des Ordens stark besiedelt.

Bezogen auf den späteren Kreis Preußisch Eylau gehören um 1600 zum Amt Brandenburg die Kirchspiele: Creutzburg – Dollstädt – Jesau – Mühlhausen – Almenhausen – Abschwangen – Schmoditten -Tharau – Uderwangen – zum Amt Balga das Kirchspiel Guttenfeld sowie Teile des Kirchspiels Kl. Dexen (die Ortschaften Sodehnen – Rositten – Hussehnen – Suplitten und Pompicken)

Wilhelm Guddat wertet zahlreiche Ordensfolianten, Zinsbücher und Amtsrechnungen aus und beschreibt die Entwicklung sehr detailliert. Aber abgesehen von sehr viel Text enthält das Buch auch 3 interessante Karten, in denen die Verhältnisse des Grundbesitzes der Jahre 1426 – 1519 und 1626 graphisch dargestellt werden.

Die nachfolgenden Bilder sind Ausschnitte aus diesen Karten. Der braune Fleck im linken Bereich zeigt jeweils das Gebiet der Stadt Kreuzburg des späteren Kreises Preußisch Eylau. Die Zitate stammen aus dem o.g. Buch.

Die Karte von 1426 verdeutlich, dass sich um diese Zeit im Gebiet um Kreuzburg herum zahlreiche prußische Freigüter befinden. ‚In Sollau gab es 1426 neben 15 Zinshaken noch 11 prußische Freie‘. Größere Besitzkomplexe gehören den Familien Pröck, Sparwein, Tolk, Warpune und Serwille. Die Besitzungen bestehen aus jeweils einem Hof und darum liegenden Dörfern oder Teilen von Dörfern, die mit Bauern besetzt sind. Die größten Höfe privater Grundherrn sind etwa 20 Hufen groß. ‚Die Bestellung der Herrenhöfe erfolgte … hauptsächlich wohl mit eigenem Zugvieh und eigenem Gesinde, … nur bei den größeren Gutskomplexen wird auch das Scharwerk der Bauern eine bedeutende Rolle gespielt haben.‘


Aufgrund von Verwüstungen während des 13jährigen Krieges (1454-1466) und Verschuldungen in Folge von Erbteilungen kommt es zu großen Veränderungen der Grundbesitzverhältnisse. Wirtschaftliche Not führt dazu, dass private Grundherren Land an Bauern verkaufen und die Ordensleute sind gezwungen, Soldforderungen durch Landverpfändungen zu erfüllen.

‚Die Musterungslisten von 1519 lassen noch den ungeheuren Blutzoll erkennen, den die prußischen Freien im 13jährigen Krieg bringen mussten. Zu Beginn des Reiterkrieges (1519-1521) gab es in dem untersuchten Gebiet nicht einmal mehr halb so viele von ihnen wie 1426.‘ Auch Prußen, die den Orden untersützt hatten, erhalten neue Handfesten, doch schon bald nach dem Krieg besteht die Mehrheit der größeren privaten Grundherren nicht mehr aus Einheimischen, sondern Fremden.

Einigen Grundherren gelingt es, den Umfang ihres Besitzes durch weitere Verleihungen um mehr als 100% zu vergrößern – zum Beispiel ‚Andreas Ripp, der 1472 das 50 Hufen große Dollstädt erhalten hatte, bekam 1482 noch das 54 Hufen große Posmahlen hinzu.‘

Die Macht des Ordens schwindet – die Bauern sind mehr und mehr dem Wohlwollen ihres Grundherrn ausgeliefert.


1525 wandelt Albrecht – der letzte Hochmeister des Deutschen Ritterordens – den Ordensstaat in ein weltliches Herzogstum um. Während seiner Regierungszeit ist man eifrig bemüht, wüstes Land neu zu besetzen. Nach dem Reiterkrieg gibt es in den Ämtern Balga und Brandenburg ‚insgesamt noch 49 bis 60 Großgrundherrschaften, deren Besitzer bis auf Ausnahmen Adlige waren. Zu den nicht als GROSSgrundherrschaften angesehenen privaten Grundherrschaften gehörten auch drei über 10 Hufen große Güter, und zwar das Gut Jacob und Georg Perbands zu Perbanden, Müngen und Lemkühnen, Peter von Pohrens Besitz und Liebenau. Dort überall hatte der Landesherr das große Gericht.‘

Im Jahre 1626 befindet sich ein riesiges Gebiet der Ämter Balga und Brandenburg im Besitz des Adels – die Farbe ‚Blau‘ ist in dieser Region fast nicht mehr zu sehen!Prußische Freie sind schon meist kurze Zeit nach der Verleihung an Adlige zu Bauern geworden oder einfach verschwunden. Penken wurde 1531 an Peter von Podewils … verliehen. Von den 4 Freien, die es dort 1426 gab, waren 1528 nur noch 2 vorhanden.‚ … 1543 sind sie ganz verschwunden.

Der Besitz der Gerichtshoheit ermöglicht es privaten Grundherrn, auch Freien oder Schulzen gegenüber Druck auszuüben, ‚die das Unglück hatten, im Bereich ihrer Gerichtsherrschaft zu wohnen‘.‚Freie, Schulzen, Krüger und Müller eines Gutsherrn waren … bei der endgültigen Herausbildung der Gutsherrschaft alle mehr oder weniger in ihrer Existenz bedroht.‘‚Die Nachkommen der zu Kulmischem Recht sitzenden Hufenzinsbauern, die in der Form der Gemeinde organisiert waren, konnten durch gemeinsames Handeln noch einen gewissen Widerstand leisten.‘

1626 sind im Gebiet der untersuchten Ämter insgesamt 69 Adelshöfe vorhanden und vermutlich noch 9 weitere. In der nachfolgenden Zeit vermehren sich diese. ‚Sie waren jeweils Mittelpunkt einer Gutsherrschaft und mit ihrer Zunahme wurde das schwere Los der vom Adel abhängigen bäuerlichen Bevölkerung überall gleich.‘

Gesamtumfang des genutzten Bodens von 1426-1626

Das gesamte Buch ist hier zu finden!

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